© Historische Quartett unterstützt durch die Dorfgemeinschaft Evern e.V.
Die Gründung von Eberen
Erste Erwähnung
Der Ort Eberen wurde erstmals in einer Urkunde aus dem Jahre 1117 erwähnt.
Der "comes Adelbertus de villa Heymbere"- kurz "Adalbert von Haimar"- erwirkte
mit Einwilligung seines Sohnes Berthold die Loslösung der Kapellengemeinde
Evern von der Archidiakonatskirche in Lühnde. Die Adelsfamilie besaß offenbar im
"Großen Freien" umfangreiche Güter und hatte seinen Wohnsitz über einen
gewissen Zeitraum in Haimar. 1121 übersiedelte Graf Adalbert von Haimar nach
Wernigerode, ließ dort die erste Burg errichten und nannte sich fortan "Graf von
Wernigerode". Die Familie stammte mit großer Wahrscheinlichkeit aus Schwaben
und wurde in den Jahrzehnten um 1000, spätestens aber nach dem
Sachsenaufstand (1073 - 1075) in Sachsen ansässig. Die fränkischen Könige,
besonders der Salier Heinrich IV, besetzten viele freie oder von aufrührerischen
Adligen konfiszierte Territorien mit Gefolgsleuten aus Süddeutschland.
Der Ursprung
Die Geschichte Everns ist eng mit der Geschichte der umgebenden Siedlungen
und des "Großen Freien" verknüpft. Über die Jahrhunderte vor der ersten
Erwähnung gibt es verschiedene Ansichten.
Eine Theorie besagt, dass die Freien und somit auch die Bewohner unseres Ortes,
Nachkommen der gemeinfreien vorsächsischen (Cherusker) und später
sächsischen Urbewohner waren. Somit hätten sie ihre Freiheiten, Rechte und
Privilegien aus alter Zeit ererbt und gegen die fränkische Oberhoheit ab ca. 800 n.
Chr. behauptet.
Ebenso könnte Evern in spätsächsischer bzw. fränkischer Zeit, wie die Freien
wahrscheinlich auch, Vorposten an der Grenze zu den heidnischen, slawischen
Wenden gewesen sein. Diese waren ab dem 8. Jahrhundert von Osten in die
Gebiete nördlich des großen Waldes eingedrungen. Dolgen und Evern waren hier
als nordöstlichste, exponierte Dörfer besonders gefährdet. Die Wenden sollen den
Drachen als militärisches Zeichen und als Wappentier verwendet haben. Die
abwehrenden Bewohner der beiden Orte erkoren deshalb Drachenheilige zu
Schutzpatronen ihrer Gotteshäuser. Evern wählte St. Georg den Drachentöter und
Dolgen St. Margarethe, die mit dem Kreuzeszeichen einen Drachen besiegte.
Pastor Garbe leitet aus der Wahl des Kirchenpatrons und der früh errichteten
Pfarrkirche in Evern ab, dass "dieser Ort in alter Zeit vor den Dörfern ringsum eine
besondere Bedeutung hatte."
Weiterhin besteht die Möglichkeit, dass Evern als Rodungssiedlung von
fränkischen Siedlern oder Militärkolonisten nach ca. 800 n. Chr. gegründet wurde.
Herkunft der Ortsnamens
Der Name unseres Ortes wandelte sich im Laufe
der Jahrhunderte von Eberen, über Everen, Evern,
Everen, Eueren, Euern wieder zu Evern.
Die wahrscheinlichste, ursprüngliche Form des
Ortsnamens könnte Eber-un gewesen sein. Die
Ortsnamensforscher Ohainski / Udolph halten es für
gut möglich, das der Name "oben liegender Ort"
bedeutet, nach indogermanisch *epi, *opi "nahe
hinzu, auf - darauf, auf - hin.
Der indogermanische Name Everns, ebenso wie
Dolgens, hat ein sehr hohes Alter und bezieht sich
offenbar auf die erhöhte Lage, hier auf einem
Altmoränenzug. Die ersten Siedler mussten Teile des
Waldes roden und haben sicherlich die lichtere,
trockene Kuppe als Wohnplatz gewählt. Außerdem
befindet sich unser Ort an der Grenze zwischen
Lößbörde und Geest , an der ein uralter Weg von
West nach Ost verläuft, die spätere Heerstraße.
Aufgrund der Lage auf damals trockenem
Siedlungsgrund, in der Nähe des fruchtbaren
Ackerlandes und der vermutlich sehr alten Wurzeln
des Namens von Evern (sehr sicher indogermanisch,
vor Chr. Geb.) ist ein erheblich höheres Alter als 900
Jahre durchaus wahrscheinlich.
Der Übersetzungstext der
Urkunde von 1117 aus dem
Lateinischen lautet
"Wir wollen, daß allen Gläubigen Christi, den
jetzt lebenden wie den künftigen, kund und zu
wissen getan werde, daß Graf Adalbert von
Heymbere (Haimar) mit Zustimmung seines
Sohnes Berthold einen Tausch eingegangen ist
gegenüber dem Priester Adalbert an der
Mutterkirche in Lühnde. Dem vorgenannten
Priester gibt er nämlich 24 Morgen mit einer
Hausstelle in Schuttelobeke und noch eine Mark
in Silber zum Gebrauch des erwähnten Priesters
Adalbert, unter der Bedingung, daß das
Dörfchen namens Eberen (Evern), das zu der
vorgenannten Kirche gehört, fernerhin von dort
abgetrennt werde und anerkenne, daß es ihr
kein Recht mehr schuldig sei außer dem
Synodalrecht, und sooft die Notwendigkeit sich
ergibt, zum Bau der kirchlichen Gebäude oder
zum Ankauf von Gerätschaften mit den übrigen
nötigen Dingen zur Ergänzung beizutragen sich
nicht weigere. Dies ist verhandelt mit
Zustimmung des Bischofs Bruning am 11. Mai
im Jahre der Fleischwerdung des Herrn 1117."